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Hundert Täler und hundert Jahre durchqueren

Auf den Spuren einer jahrhundertealten Route

Ein Glockenturm, der sich über die Häuser erhebt, die sich gegen den blauen Himmel abheben, Wälder, soweit das Auge reicht, ein Dorf, das sich an das Tal schmiegt und von einer riesigen Eisenbahnbrücke überquert wird. Und auf dieser Brücke ein kleiner weiss-blauer Zug. Ein perfektes Postkartenmotiv: so ikonisch und in der Region verwurzelt, dass sich niemand mehr im Tessin das Centovalli ohne seinen Zug vorstellen kann. Die Vigezzina-Centovalli Eisenbahn, die Locarno mit Domodossola verbindet, feiert ihr 100-jähriges Jubiläum. Ihre Reise verlief nicht ohne Hindernisse: Die beliebte Bahn hat Kriege, Naturkatastrophen und historische Veränderungen überstanden und dabei Jahr für Jahr ihre Bedeutung für das Tal und ihre tiefe Verbundenheit mit der Region unter Beweis gestellt.

Hundert Täler und hundert Jahre durchqueren
  • Eine 100-jährige Reise

  • Es war der 25. November 1923. Zwei feierlich geschmückte Züge starten von ihren jeweiligen Bahnhöfen aus zu ihrer ersten offiziellen Fahrt auf 52 km nagelneuer Gleise durch das Centovalli und das Valle Vigezzo. Die Vigezzina-Centovalli Eisenbahn nahm ihre erste Fahrt zwischen Locarno und Domodossola auf und weihte damit das grösste Projekt, das je im Centovalli gebaut wurde, ein. Es war das Ende einer jahrzehntelangen Baustelle mit zahlreichen Schwierigkeiten und der Beginn einer jahrhundertelangen Geschichte der Widerstandsfähigkeit und der Liebe zur Region, die die Centovallina zum beliebtesten Zug im Tessin und zu einem der beliebtesten in der Welt gemacht hat.

Die Geschichte der Vigezzina-Centovalli Eisenbahn beginnt 1898, als der Stadtpräsident von Locarno, Francesco Balli, dem Bundesrat ein Gesuch für den Bau einer Eisenbahn einreichte, um die Schweiz und Italien auf der Ost-West-Achse zu verbinden und im Idealfall das Tessin der Westschweiz näher zu bringen, indem eine Verbindung zwischen dem Gotthard und dem Simplon, den beiden Hauptachsen über die Alpen, geschaffen wird. Auf italienischer Seite wurde das Vorhaben von Andrea Testore gefördert, einem Lehrer, Wissenschaftler und Schriftsteller, der sich sehr für die Entwicklung des Valle Vigezzo einsetzte. Der dritte «Vater» der Vigezzina-Centovalli Eisenbahn war der Ingenieur Giacomo Sutter, der für das Projekt verantwortlich war. 1912 wurde mit dem Bau begonnen, mit der Zielsetzung ihn bis 1915 fertigzustellen. Die Geschichte wollte es jedoch anders: Erst der Konkurs der finanzierenden Bank, dann der Ausbruch des Ersten Weltkriegs, was dazu führte, dass die Arbeiten bis Ende 1920 praktisch stillgelegt wurden. 1923 trafen die beiden Gleisebauteams in Santa Maria Maggiore aufeinander. 1923 trafen die beiden Gleisbauteams in Santa Maria Maggiore aufeinander. Eine Eisenbahn war entstanden, die das Schicksal des Centovalli verändern sollte.

  • Die Briefmarke zum 100-jährigen Jubiläum

  • Das ikonische Bild von Intragna mit der Eisenbahnbrücke, über die die Waggons der Vigezzina-Centovalli Eisenbahn fahren, wurde anlässlich des hundertjährigen Jubiläums für immer auf einer Sonderbriefmarke verewigt. Der vintage Stil erinnert an die Zeit, in der die Bahn in Betrieb war, und der durchgehende Schriftzug, der die Marke einrahmt, symbolisiert die Bahnlinie. Die Briefmarke ist an allen Post-Schaltern und am Schalter der FART erhältlich.

In erster Linie sollten die Bewohner der Täler von der Vigezzina-Centovalli Eisenbahn profitieren. Seit ihrem Bau ermöglichte die Bahn der Bevölkerung, neue Wege zu beschreiten. Mit der Baustelle wurde das Centovalli - das damals 2’400 Einwohner zählte - von Tausenden jungen Männern aus den verschiedensten Berufen bevölkert, die essen, schlafen und sich erholen mussten: zahlreiche Gasthäuser, Tavernen und Geschäfte entstanden. Später konnten die Talbewohner dank des Zuges ihren Horizont erweitern: Sie arbeiteten in der Ferne, kauften in der Stadt ein, besuchten die grossen Schulen... ihre Welt erweiterte sich. An Markttagen war der Zug voll mit Menschen und Taschen voller Lebensmittel, Schmuck und manchmal sogar Hühnern. Man traf sich, plauderte und tauschte Geschichten aus, während der Schaffner Purzelbäume schlug, um sich an den Säcken und Taschen vorbeizukämpfen und nach Fahrkarten zu fragen.

Aber auch die atemberaubenden Landschaften, die am Fenster vorbeiziehen, zogen und ziehen immer noch viele Touristen an, die dazu beitrugen, die Vigezzina-Centovalli Eisenbahn vor dem Schicksal zu bewahren, das die Valmaggina und (fast) alle anderen Tessiner Bahnen in den Jahren des wirtschaftlichen Aufschwungs erlitten. Es ist kein Zufall, dass diese Zugstrecke heute zu den zehn schönsten Zugreisen der Welt von Lonely Planet zählt. Eine Reise, die man zu jeder Jahreszeit unternehmen sollte, um zu sehen, wie sich die Atmosphäre mit den Farben der Natur verändert.

  • Mit dem Zug unterwegs

  • Der Zug ist die schönste und bequemste Art, das prächtige Centovalli zu erkunden. Vom Bahnhof von Verdasio, zum Beispiel, kann man die Luftseilbahn zum Monte Comino nehmen, um die niedlichen Lamas vom Lamatrekking Ticino zu besuchen oder die Luftseilbahn nach Rasa, das einzige Dorf im Tessin, welches nicht mit dem Auto erreichbar ist. Und vom Bahnhof von Intraga startet eine der Kastaniensuchen des Leoparden Pardy, ein Abenteuer für die ganze Familie, bestehend aus Freundschaft, Geheimnissen und Rätsel, die es zu lösen gilt.

Herzlichen Glückwunsch Vigezzina-Centovalli Eisenbahn

Vom 25. November 2023 für genau ein Jahr feiert die FART das hundertjährige Jubiläum der Vigezzina-Centovalli Eisenbahn mit einer Reihe von besonderen Veranstaltungen und Anlässen. Neben der hübschen Jubiläumsbriefmarke, die seit September im Umlauf ist, ist auch ein Buch zum 100-jährigen Bestehen der Bahn erschienen, das die Geschichte dieser Strecke, die Tausende von Menschen in ihren Bann gezogen hat, näher darstellt. Am 25. März 2024 wird Swissminiatur ein funktionsfähiges Modell des historischen Vigezzina-Centovalli-Zuges in Empfang nehmen, und passend zum Thema Züge wird einer der historischen Waggons während des ganzen Jahres 2024 im Verkehrshaus Luzern zu sehen sein. Es gibt noch viele weitere Gelegenheiten zum Feiern: siehe das Programm zum Jubiläum.

Die Centovallina und berühmte Persönlichkeiten

Der Fallschirmspringer Plinio Romaneschi aus Biasca sprang am 6. Juli 1924 mit dem Fallschirm von der Eisenbahnbrücke in Intragna und stellte mit seinem Flug aus 70 Metern Höhe einen Weltrekord auf. Am 5. Juli 1980 war es Philippe Petit, der durch die Überquerung der Zwillingstürme in New York berühmt gewordene Seilakrobat, der wenige Schritte von der Brücke entfernt auf einem Seil balancierend die Schlucht des Isorno überquerte. Aber die berühmteste Person, die mit der Vigezzina-Centovalli Eisenbahn in Verbindung gebracht wird, ist jedoch der beliebte Clown Dimitri, der zu Ehren der Bahn, die sein Leben und seine Arbeit bezeugt, das Theaterstück «Centovalli Centoricordi» kreierte.

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